AeroGuide
Aeroponik ist eine noch junge Kultivierungsmethode für Pflanzen. Anleitungen und Bücher zu diesem Thema sind daher rar, es gilt vor allem zu experimentieren und zu probieren. Mit diesem Guide wollen wir Ihnen den Start in diese faszinierende Form der Pflanzenzucht erleichtern und unsere Erfahrungen teilen.
Was ist Aeroponik eigentlich?
Aerokultur (auch Aeroponik genannt) gilt als die Königsdisziplin der Pflanzenzucht, denn Erfolg und Misserfolg liegen eng zusammen. Bei dieser Anbaumethode wirken sich Veränderungen innerhalb weniger Stunden auf die kultivierten Pflanzen aus, positive wie negative. Beim aeroponischen Anbau hängen die Wurzeln frei in der Luft und werden intervallweise mit Wasser und den darin gelösten Nährstoffen besprüht. Hierbei sind Hochdrucksysteme Niederdrucksystemen aufgrund der feineren Zerstäubung des Wassers weit überlegen. Neben der optimalen Feuchtigkeit, die sich in den Bewässerungspausen einstellt, profitieren die Wurzeln besonders von der hohen Sauerstoffversorgung. In der Folge nehmen die Pflanzen besonders leicht Nährstoffe auf und die Effizienz steigt. Da die Wurzeln in der Luft hängen, wird auch das Entsorgen von Anbaumedien wie Steinwolle, Erde oder Kokosfasern überflüssig. Nicht zuletzt setzt deshalb auch die NASA auf diese Methode und gibt hierzu folgende Zahlen im Vergleich zu Hydroponic und Erdkulturen an:
bis -98% Wasserverbrauch
bis -60% Düngerverbrauch
bis -100% Pestizide
dafür bis zu 75% mehr Ertrag
pro m² bis zu 80% mehr getrocknete Biomasse
[Quelle: NASA: gov/pdf/164449main_spinoff_06.pdf; Stand: 04.09.2019]
Hochdruck?
Um von diesen Vorteilen zu profitieren, sollte man jedoch darauf achten ein Hochdrucksystem zu verwenden. Nur Hochdruckpumpen sind in der Lage Wasser so fein zu vernebeln, dass ein optimales Wurzelklima geschaffen wird. Die NASA empfiehlt hierbei eine Tröpfchengröße von 30-100 Mikrometer. Und auch die Jahren Tests von KKfarming haben ergeben, dass eine durchschnittliche Tröpfchengröße von 65µm, wie bei der AeroBox, zu den besten Resultaten führt.
Außerdem ist es sehr wichtig, dass die Wurzeln ausschließlich über diesen Nebel bewässert werden. Wachsen Wurzeln direkt in das Wasserreservoir oder werden durchgehend bewässert, handelt es sich tatsächlich um eine andere Anbaumethode: Hydroponic. Deshalb ist eine Unterteilung in ein Wasserreservoir und einen eigenen Wurzelbehälter sinnvoll.
Nährlösung
Die richtige Zusammensetzung der Nährlösung ist die Voraussetzung für ein entspanntes Gärtnern. Allgemeingültige Werte können hier jedoch nicht genannt werden, da diese unter anderem von Pflanzenart und -sorte, zusätzlicher Beleuchtung und der Wahl des Standortes abhängen. Deshalb sollen die Faktoren des Wasser im Folgenden näher betrachtet werden:
- Temperatur
- pH-Wert
- EC-Wert (Düngerkonzentration des Wassers)
Temperatur
Die Wassertemperatur hängt eng mit der Aufnahmekapazität von Sauerstoff zusammen und sollte deshalb nicht zu hoch sein. Für viele Pflanzen liegt ein optimaler Wert etwa zwischen 17 und 22° Celsius. Probleme treten in der Regel vermehrt ab einer Wassertemperatur von etwa 25/26° Celsius auf.
Sollten Sie Probleme mit einer zu hohen Wassertemperatur haben, empfiehlt sich der Einsatz eines Chillers/Wasserkühlgeräts (z.B. den Hailea Ultra Titan). Auch eine Änderung der Beleuchtung kann hier Verbesserungen bewirken. Besonders moderne LED geben deutlich weniger Wärme als ältere Beleuchtungsmittel ab.
pH-Wert
Der pH-Wert einer Nährlösung gibt an, wie basisch oder sauer sie ist. Davon ist abhängig, welche Nährstoffe wie gut aufgenommen werden.
Eine regelmäßige Messung und Regulierung des pH-Wertes ist bei aeroponischen Systemen ganz besonders wichtig, denn wie das Wort "Aero" bereits verrät, hängen Wurzeln bei aeroponischen Systemen frei in der Luft. Im Gegensatz zu Erde, und in geringeren Ausmaß auch hydroponischen Medien (Steinwolle, Kokosfasern etc...) puffert Luft den pH-Wert nicht. Das hat Vor- und Nachteile:
+ Der Gärtner hat absolute Kontrolle über seine Pflanzen. Der pH-Wert wird nicht verfälscht und kann daher gezielt gesteuert werden.
- Allerdings verzeiht Aeroponik kaum Fehler. Die nicht vorhandene Pufferwirkung erfordert auch den pH-Wert der Nährlösung ständig im Optimalbereich zu halten.
Welchen pH-Wert?
Für den aeroponischen Anbau empfiehlt sich in der Regel ein etwas niedrigerer pH-Wert als für hydroponische Systeme. Hier gilt: Probieren geht über Studieren! Zum Absenken des pH-Wertes gibt es zahlreiche Produkte, die meist aus verdünnter Phosphorsäure bestehen. Zum Erhöhen des ph-Wertes kann meist auch Leitungswasser verwendet werden.
Tipp:
Wir haben mit einem pH-Wert im Bereich 5.2 - 5.5 gute Erfahrungen gemacht! Außerdem empfehlen wir den pH-Wert innerhalb dieses Optimalbereiches pendeln zu lassen.
(fallender pH-Wert: pH-Wert auf 5.5 einstellen und sobald er auf 5.2 gefallen ist, mit Leitungswasser auf 5.5 regulieren.
Steigender pH-Wert: pH-Wert auf 5.2 einstellen und sobald er auf 5.5 gestiegen ist, mit (Phosphor-)Säure auf 5.2 regulieren.)
Empfehlung:
Wir haben vor allem mit dem pH-Minus der Firma Advanced Hydroponics gute Erfahrungen gemacht.
EC-Wert (Düngerkonzentration des Wassers)
Der EC-Wert gibt die elektrische Leitfähigkeit des Wassers an, wodurch Rückschlüsse auf die Konzentration der Nährstoffe im Wasser möglich sind. Zuwenige Nährstoffe verursachen Mangelerscheinungen und bremsen das Wachstum der Pflanzen. Zuviele Nährstoffe verursachen hingegen Verbrennungen und schädigen die Pflanzen.
Der Nährstoffbedarf einer Pflanze schwankt im Laufe ihres Lebens. Anfangs ist kein zusätzlicher Dünger notwendig. Allerdings sollte der Ausgangswert des verwendeten Leitungswassers beachtet werden:
Wir empfehlen einen EC-Ausgangswert von 0.3 bis 0.5 mS/cm (Millisiemens pro Zentimeter). Liegt der EC-Wert darunter, beginnt in der Folge der pH-Wert häufig zu schwanken. (Dies hängt mit der Karbonathärte des Wassers zusammen. Vor allem Magnesium und Kalzium spielen hierbei eine Rolle.)
Sollte der EC-Ausgangswert des verwendeten Leitungswassers über 0.5 mS/cm liegen, sollten Sie eine Umkehrosmoseanlage verwenden. Ein solcher Feinfilter entfernt den Großteil der gelösten Stoffe im Wasser. Das Osmosewasser kann anschließend im gewünschten Verhältnis mit dem Leitungswasser vermischt werden.
Sobald erste Wurzeln aus den Gittertöpfen wachsen, sollte mit der Zugabe von flüssigem Dünger begonnen werden. Durch Steigern der Düngerkonzentration über mehrere Tage bei gleichzeitigem Beobachten der Pflanzen kann der individuell richtige EC-Wert herausgefunden werden.
Der EC-Wert hängt stark von der Art der Pflanze und ihrem Entwicklungsstadium ab. Allgemeine Empfehlungen müssen deshalb mit Vorsicht betrachtet werden. Trotzdem möchten wir auch an dieser Stelle unsere Erfahrungen mit Ihnen teilen:
Tipp:
Viele Pflanzen in aeroponischen Systemen fühlen sich bei einem EC-Wert zwischen 0.6 und 1.2 mS/cm besonders wohl!
Beispiel anhand von Stecklingen:
Phase | EC-Wert |
Während des Wurzelns: | 0.4 mS/cm |
Erste Wurzeln wachsen aus Gittertöpfen: | 0.6 mS/cm |
Eine Woche Später: | 0.8 mS/cm |
Ab Fruchtbildungsphase: | 0.9 mS/cm |
Anschließend jede Woche: | +0.1 bis 1.2 mS/cm |
Wahl des Düngers
Bei der Wahl des Düngers muss darauf geachtet werden, dass dieser die Düsen nicht verstopf und sich gut im Wasser löst. Mineralische Dünger machen dabei weniger Probleme, als organische. Aber auch organische Dünger, und Mischdünger sind grundsätzlich verwendbar.
Empfehlung:
Wir haben vor allem mit den Produkten von Canna und Metrop gute Erfahrungen gemacht.
Bewässerungszyklus
Aeroponische Systeme sollten nur intervallweise betrieben werden. Deshalb verwendet man präzise Zeitsteuerungen, wie den im KKOnlineshop erhältlichen Seconds Interval Timer. Ihre optimalen ON/OFF Zeiten finden Sie durch schrittweises Verändern bei gleichzeitigen Beobachten der Pflanzen heraus. Als grobe Orientierung können wir ihnen allerdings ein Basisintervall von 15 Sekunden ON / 15 Minuten OFF empfehlen.
Reinigung
Aeroponische Systeme sollten vor jedem neuen Durchgang gereinigt werden. Gab es keine besonderen Vorkommen, wie Schädlinge, reicht in der Regel eine Reinigung mit klarem Wasser. Im Handel werden auch Zusätze zur Reinigung von Aerosystemen angeboten. Beachten Sie jedoch, dass viele Mittel sich auf die Organismen in Ihrem Aerosystem auswirken könnten.
Empfehlung:
Wir haben beispielsweise mit Zitronensäure gute Erfahrungen gemacht.
Hydrokugeln können nach dem Entfernen von Wurzelresten in Wasser mit Enzymen eingelegt werden. Anschließend sind sie viele Male wiederverwendbar. Enzyme helfen dabei organische Rückstände (z.B. Wurzelreste) abzubauen.
Tipp:
Die benutzten Hydrokugeln können nachdem Sie getrocknet wurden einfach mit einem Staubsauger abgesaugt werden. Fixieren Sie hierzu einfach einen Gittertopf am Ansaugende Ihres Staubsaugers.
Mykorrhiza, BioFilter und CO
Durch das Impfen mit Mykorrhiza-Sporen und positiven Bakterien kann die Nährstoffaufnahme noch einmal gesteigert werden. Hochdruck Aeroponik-Systeme, wie die Aerobox, bieten Mykorrhiza-Kulturen und Co perfekte Lebensbedingungen. Die Kombination aus vielen Feinwurzeln und der hohen Luftfeuchtigkeit ist ganz nach dem Geschmack der Mykorrhiza-Pilze. Diese vergrößern die Aufnahmefläche der Wurzeln und fördern die Nährstoffaufnahme. Darüber hinaus schützt eine Besiedelung mit erwünschten Organismen die Wurzeln. Wo sich bereits eine Mykorrhiza-Kultur gebildet hat, kann sich eine andere, möglicherweise schädliche, nur schwer ansiedeln. Auch der Einsatz eines Biofilters ist zu empfehlen. Diese Filter, die in ähnlicher Weise auch in der Aquaristik verwendet werden, bauen organische Verunreinigungen im Wasser ab und machen diese für die Pflanzen aufnahmefähig. Dadurch reinigen sie die Nährlösung und stabilisieren diese zusätzlich. Verschiedene Hersteller bieten bereits unterschiedliche Arten von Mykorrhiza-Sporen und positiven Bakterien an. Beispiele hierfür sind Trichoderma Spezien, sowie Endo- und Ectomykorrhiza.
Messgeräte
Zum Betrieb der AeroBox (und jedes anderen aeroponischen Systems) ist es unbedingt erforderlich entsprechende Messgeräte zu verwenden. Besonders der pH-Wert sowie der EC-Wert müssen an die Bedürfnisse der von Ihnen kultivierten Pflanzen angepasst werden. Aber auch die Temperatur sollte mit einem Thermometer überwacht werden.
Zu überwachende Werte:
- Temperatur
- pH-Wert
- EC-Wert
Wir empfehlen ein kombiniertes pH und EC Messgerät, das rund um die Uhr im Wasser bleiben kann, wie es beispielsweise von den Firmen KKmoon oder bluelab angeboten wird (Multi-Parameter bzw. Guardian Monitor). Aber auch stichprobeartige Messungen sind ausreichend. PH-Messstreifen sind jedoch nicht genau genug und daher ungeeignet.
Messgeräte sollten pH- und EC-Werte mit mindestens einer Kommastelle anzeigen können.
(zB. 5.2 pH, 0.8 EC).
Wir hoffen Ihnen mit diesem Guide den Start in die Aeroponik vereinfachen zu können. Zögern Sie nicht uns bei aufkommenden Fragen zu kontaktieren, wir helfen Ihnen gerne.